Groenesteyn*

Groenesteyn wurde uns auf unserer Weinreise in den Rheingau von mehreren Winzern empfohlen, nicht zuletzt vom Weingut Chat Sauvage. Sonntags hat man im Rheingau leider nur eine sehr eingeschränkte Auswahl an gehobener Küche, daher waren wir richtig froh drum, dass Groenesteyn sonntags keinen Ruhetag hat.

Das Restaurant liegt im kleinen Örtchen Kiedrich, unweit vom Weingut Robert Weil, in einem süßen Fachwerkhaus.

Viel Holz in der Einrichtung verleiht dem Gasthaus seinen rustikalen Charme und sorgt für eine gemütliche und authentische Stimmung.

Dem Gast stehen alle Möglichkeiten zwischen 3 und 7 Gängen offen. Wenn schon, denn schon lautet unsere Devise und deshalb haben wir uns für das komplette Menü entschieden. Ein Blick auf die kuratierten Weine in der Weinbegleitung verriet, dass ein Glas Gosset zum Dessert gereicht wird. Die Idee Champagner zum Abschluss zu servieren schätzen wir sehr, er hat auf uns eine erfrischende und belebende Wirkung, man füllt sich anschließend nicht mehr so träge. Daher hat uns insbesondere dieser Aspekt und natürlich auch die anderen Weine dazu motiviert sich für die Weinbegleitung zu entscheiden.

Wie immer in der gehobenen Küche werden zum Auftakt verschiedene Köstlichkeiten gereicht.

Gebackene Calamaretti mit Risoni, Aubergine, Zucchini, Schnittlauch und Schmand eröffneten das große Menü. Für uns persönlich war bereits dieses Gericht das Highlight des Abends, das uns lange im Gedächtnis bleiben wird. Die Kombination aus verschiedenen Texturen von Knusper bis Cremig und intensiven Meeres- und Gemüsearomen war einfach perfekt umgesetzt!

Unter Empanada haben wir uns tatsächlich eine gebackene oder frittierte Teigtasche vorgestellt. Auf dem Teller war die Empanada gedämpft und hatte einen feinen grünen Paprikageschmack. Ich muss rückblickend sagen, dass die Portionen für Fine Dining relativ großzügig waren, sodass 5 Gänge auch ausreichend gewesen wären. Hätten wir auf einen Gang im Menü verzichten müssen, würde unsere Wahl auf die Empanada fallen.

Mit Adlerfisch begleitet durch Rosmarin, Avocado, Artischocke, Tomate und Passionsfrucht wurde der letzte Fischgang des Abends serviert.

Danach hat meine Begleitung um etwas kleine Portionen gebeten. Die Kalbsschulter mit Violetter Kartoffel, Gurke, Radieschen und Meerrettich hat uns sehr gut geschmeckt. Eine richtige Soulküche!

Das Rinderfilet mit Pastinaken und Kräuterseitlingen ist eine klassische Kombination mit einem herzhaften Geschmack und erdigen Aromen. Hat uns auch sehr gut gefallen!

Kreative Käsekompositionen findet man in gehobener Küche noch zu selten. Entweder wird auf die herzhafte Nachspeise gänzlich verzichtet oder man hat einige Käsesorten zur Auswahl, vereinzelt in einem klassischen Käsewagen präsentiert. Ich möchte die Produktqualität dieser Käseauswahl in keinster Weise schmälern, aber ein eigenständiges, kreatives und schmackhaftes Käse-Gericht zu entwickeln und damit die Grenzen der traditionellen Küche zu erweitern, bedeutet für mich einen deutlich höheren Schwierigkeitsgrad. Diese Herausforderung wurde mit dem Gruyère in Kombination mit Topinambur, Trauben und Haselnuss vom Küchenchef Dirk Schröer perfekt gemeistert. Einer der besten Käsedesserts, die wir bis dahin kosten durften.

Beim süßen Abschluss war ich sehr gespannt darauf wie der Buchweizen in Kombination mit Apfel und Salbei eingesetzt wird. Wir haben schon einige Gerichte basierend auf Buchweizen verkostet und daher ist der Vergleich insbesondere im Dessert sehr spannend. Uns hat es sehr gut geschmeckt und wie bereits zu Beginn des Abends vermutet, war ein Glas Champagner dazu die perfekte Ergänzung.

Sonntags ist grundsätzlich nicht so viel los, sodass wir während der Verköstigung der letzten beiden Gänge die einzigen Gäste im Restaurant waren. Dadurch ist ein sehr schönes und irgendwie vertrautes Gespräch mit der Gastgeberin Amila Begic zustande gekommen. Uns haben nicht nur Erfahrungen in der gehobenen Gastronomie, sondern auch die große Liebe zur Plattnasen (Französische und Englische Bulldoggen) verbunden. Die Betreiber sind nämlich stolze Besitzer von zwei reizenden französischen Bulldoggen. Während des regulären Restaurantbetriebs sind die Vierbeiner nicht im Gastraum anwesend, aber dadurch, dass inzwischen alle Gäste weg waren, durften wir die beiden Herren kennen lernen. Nach dem Verlust unserer eigenen englischen Bulldogge, war es für uns ein besonders herzerwärmenden Moment die Bekanntschaft mit Don und Pablo zu machen. Es war ein Gefühl von Freude und Trost zugleich.

Für Petit Four hatten wir wirklich keinen Platz mehr im Magen, daher konnten wir nicht alle Pralinen verkosten. An der Zuckerwatte ging aber kein Weg vorbei.

Neben dem Champagner war die Weinbegleitung mit Weinen aus Chile, Österreich, Italien, Australien, Frankreich und Deutschland international ausgerichtet. Die Rebsortenvielfalt reichte von Chardonnay über weiß gekeltertem Spätburgunder bis zum Grünen Veltliner bei den Weißweinen sowie Teroldego und Grenache bei den Rotweinen und hatte für viel Abwechslung gesorgt. Für diejenigen, die gerne regionale Weine genießen, bietet die Weinkarte eine schöne Auswahl an hochwertigen Weinen von lokalen Winzern.

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