Pink Pepper*

Wow! Ist die erste Reaktion, wenn man das Restaurant betritt. Im Vorraum befinden sich eine sehr dekorative Getränkeausgabe und ein clubähnlicher Sitzbereich.

Der Speiseraum, mit seinen hohen Decken, Kunstwerken und modernen, edlen Einrichtungsgegenständen bietet eine elegante und ansprechende Umgebung für kulinarische Erlebnisse.

Die Verwendung von mundgeblasenen Gläsern und Besteck von Christofle am Tisch unterstreichen den Fokus auf Qualität und Raffinesse.

Die Präsentation und das Design der Speise- und Getränkekarten waren die schönsten, die wir bislang in der Hand hielten.

Zum Auftakt wurden 3 kleine Köstlichkeiten Kalbstatar mit Blumenkohl, Tafelspitz mit Kapern und Lachsforelle mit Rösti serviert.

Zweiter Gruß aus der Küche in Form vom Carpaccio mit Wachtelei und Consommé hätte von der Portion her auch als eigenständiger Gang durchgehen können. Eine dickere Fleischscheibe im Carpaccio vom Ochsenschwanz mit einem großzügigen Fettrand war sehr geschmacksintensiv. Meiner Begleitung sagte der hohe Fettanteil vom Mundgefühl her zwar nicht ganz zu, aber dafür bin ich ja Gott sei Dank da.

Bei der Weinauswahl hat uns die Gastgeberin und Sommelière Ramona Kriegel persönlich unterstützt. Wir haben klar den Wunsch geäußert was Neues ausprobieren zu wollen, damit waren Deutschland, Italien, Österreich und Frankreich schnell ausgeschlossen. Unser Blick richtete sich zunächst Richtung Slowenien bzw. die Slowakei, auf Empfehlung der Sommelière haben wir uns jedoch ganz schnell auf Griechenland fokussiert. Sie hatte kurz von Ihrem Besuch auf dem Weingut Argyros Estate in Santorin berichtet. Die Vorstellung von wurzelechten Rebstöcken und autochthonen Rebsorten klang für uns besonders reizvoll, damit war die Entscheidung auf die Cuvée Monsignori 2018, basierend auf der Rebsorte Assyrtiko, gefallen. Selten hat uns eine Weinempfehlung so überrascht und begeistert zugleich! Der Wein überzeugte mit seiner mineralischen Frische, feinen Struktur, eleganten Frucht, enormen Strahlkraft und einem fast schon ungehemmten Trinkfluss. Es ist immer eine besondere Freude, neue Weine zu entdecken. Einfach großartig!

Beim Menü konnte man sich zwischen 5, 6 oder 7 Gängen entscheiden, wir entschieden uns selbstverständlich für die große Reise. Zuvor wurde aber noch Bärlauchbutter mit Kürbiskernen und Brot gereicht. Die Tellersprache und die Präsentation der Speisen haben uns visuell den ganzen Abend über fasziniert.

Der erste Gang trägt den Titel „Blick gen Osten“. Die Kombination aus Wolfsbarsch, weißer Bete und Kaviar fängt zwar die Zutaten der osteuropäischen Küche ein, aber erst die Zugabe von Borschtsch verleiht dem Gericht seine unverwechselbare russische Geschmacksnote. Borschtsch ist eine russische Suppe, deren Geschmacksprofil wir sehr gut kennen und haben die traditionellen Aromen ganz klar in diesem Gericht wiedererkannt.

Der zweite Gang beinhaltete eine Live Cooking Komponente und hebte das kulinarische Erlebnis auf eine interaktive und fesselnde Ebene. Es gab Zweierlei von der Jakobsmuschel. Der erste Teil des Gerichts mit Garnele und Sellerie dominierte mit seiner Frische und Leichtigkeit und wurde bereits in der Küche angerichtet. Während der zweite Teil am Tisch zubereitet wurde, indem die Jakobsmuschel für 2,5 Minuten in einem Muscheltopf gedämpft und anschließend in einer Jakobsmuschelschale mit einem geschmacksintensivem Tintenfischragout angerichtet wurde und durch tiefe und komplexe Aromen geprägt war. Ein Gericht, das nicht nur den Gaumen, sondern auch die Sinne anspricht.

Die Kombination von Zander „Winzerin Art“ mit Sauerkraut Beurre Blanc und Spitzkohl mit Trauben umgeben von Sauerkrautasche war eine kreative Fusion aus verschiedenen Aromen und Texturen.

Frikassee ist einer meiner Lieblingsgerichte, daher war ich auf die Antwort darauf von Chefkoch Benjamin Kriegel mehr als gespannt. Die Kombination aus traditionellem Frikassee von Weidehuhn von Odefey & Töchter und Frühlingsgemüse sowie modernen Zutaten wie Camargue Reis und Morcheln war sehr kreativ umgesetzt. Wir meinten sogar eine leicht orientalische Note heraus geschmeckt zu haben, was sich auf Nachfrage als Koriandersaat herausstellte. Sehr köstlich!

Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass beim Frikassee die Weingläser bereits mit Rotwein gefüllt waren. Jetzt wollten wir es aber wissen, ob die Griechen auch Rotwein können. Der reinsortige Xinomavro vom Weingut Apostolos Thymiopoulos „Himmel und Erde“ 2019 aus der Weinbauregion Makedonia hatte ein komplexes aber fruchtiges Bouquet mit einer sehr feinen Tanninstruktur und harmonierte sowohl zum hellen Fleisch als auch später zum Lamm sowie zum Wintertrüffel gleichermaßen. Daran sieht man wie vielseitig und ausgewogen der Wein war. Erstklassige Wahl!

Nächster Gang trägt den Namen „Schwarzer Acker“ und macht seinem Namen alle Ehren. Aber nicht nur farblich, unter Verwendung von Schwarzwurzel, Wintertrüffel und Pilzjus ist das Gericht vegetarisch ausgerichtet und ist geschmacklich durch tiefgründige und erdige Aromen geprägt. Die Idee, Schwarzwurzel als Chip zu verwenden, um einen Knuspereffekt zu erzielen, ist raffiniert und auffällig in der Präsentation zugleich.

Die Kombination von zartem Lammrücken und reichhaltigem Bauchstück, ergänzt durch das Aroma von Birnen-Gel, Karotten und einer Bärlauch-Kapern-Jus waren ein Fest für den Gaumen. Der leicht  hammelige Geschmack des Eifler Lamms war sicher ein Zeichen für einen höheren Reifegrad des Fleisches.

Beim Dessert gingen meine Begleitung und ich getrennte Wege. Während ich mich für den „Obatzda“ hat meine Frau sich für den „Waldboden“ entschieden.  Die Käsevariation bestand aus Camembert und Brillat Savarin aus Erlangen, Kümmel, süße Zwiebel und Balsamessig, verziert mit frittiertem Filoteig.

Der Waldboden wurde von grünen Fichten- und Apfelaromen dominiert, während Joghurt und Malz eine cremige und süße Textur hinzufügen. Die leichte Säure von der Oxalis rundete das Ganze ab.

Zum Abschuss wurden Marshmallow-Champagner, Cidre-Karamell und Original Beans-Vinsanto serviert.

Insgesamt betrachtet war es einer unserer schönsten Restaurantbesuche, weil hier einfach Alles perfekt war. Von einem ansprechenden Ambiente über einen aufmerksamen Service bis hin zu köstlichen Speisen und Getränken – ein rundum gelungener Abend!

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert